Balladenjahr 1797
Das Balladenjahr 1797 markiert die Zeitspanne, in der viele der bekanntesten Balladen Johann Wolfgang Goethes und Friedrich Schillers entstanden. Die Balladen wurden in dem von Schiller herausgegebenen Musenalmanach für das Jahr 1798, dem sogenannten Balladenalmanach, erstmals veröffentlicht. Über 200 Jahre später demonstrieren die Verse, die aus einem einzigartigen Dichter-Dialog entstanden, immer noch die Vielschichtigkeit und Schönheit der deutschen Sprache.
Goethe schreibt im Balladenjahr
– Der neue Pausias und sein Blumenmädchen
– Der Zauberlehrling
– Der Schatzgräber
– Die Braut von Corinth
– Legende
– Der Gott und die Bajadere
Schiller schreibt im Balladenjahr
– Der Ring des Polykrates
– Der Handschuh
– Ritter Toggenburg
– Der Taucher
– Die Kraniche des Ibykus
– Der Gang nach dem Eisenhammer
– Die Bürgschaft (1798)
Trotz enger Zusammenarbeit und gegenseitiger Bewunderung, zeigen die Balladen unterschiedliche künstlerische Ansätze und schaffen dadurch ein einzigartiges Spannungsfeld von Stimmungen und Ideen. Goethe feiert die Natur. Schiller huldigt Idealen wie der Freundschaft.
Goethes Balladen
Feiern der Natur und des Sinnlichen: Goethes Balladen sind oft von einer detaillierten und lebendigen Naturbeschreibung geprägt. Goethe war stark von der Naturwissenschaft beeinflusst und sah die Natur als Quelle der Inspiration und Weisheit.
Beispiele
- Der Zauberlehrling: Diese Ballade zeigt, wie der Mensch in das natürliche Gefüge eingreift und die Folgen unterschätzt, was auf die Macht und Unberechenbarkeit der Natur hinweist.
- Der Schatzgräber: Hier wird das Thema der Suche nach innerem und äußerem Reichtum metaphorisch mit der Erde und der Natur verbunden.
- Der Gott und die Bajadere: Die Ballade verbindet die sinnliche Liebe mit religiösen und spirituellen Motiven, wobei die Natur als Hintergrund dient.
Realistische und konkrete Darstellung: Goethes Balladen beschreiben oft konkrete und lebensechte Szenarien. Seine Charaktere und Geschichten sind oft realitätsnah und weniger symbolisch als bei Schiller.
Beispiel
- Die Braut von Corinth: Diese Ballade beschreibt sehr lebendig und konkret die Begegnung zwischen einem Jüngling und seiner vampyrischen Braut.
Schillers Balladen
Idealismus und philosophische Tiefe: Schillers Balladen thematisieren oft moralische, ethische und politische Fragen und streben nach einer höheren Wahrheit und Gerechtigkeit. Schiller war ein Denker der Aufklärung und glaubte an die Erziehung und Vervollkommnung des Menschen.
Beispiele
- Die Bürgschaft: Die Ballade ist eine Allegorie auf die menschlichen Tugenden von Treue und Selbstaufopferung.
- Der Taucher: Diese Ballade untersucht den menschlichen Ehrgeiz und die Konsequenzen von Übermut und Hybris, und sie hat eine starke ethische und lehrhafte Komponente.
- Der Ring des Polykrates: Reflektiert über die Gratwanderung zwischen Glück und Unglück, verpackt in eine allegorische Handlung.
Symbolische und allegorische Darstellung: Schillers Balladen sind oft reich an Symbolik und Allegorien. Sie verwenden oft übernatürliche Elemente, um tiefere philosophische Botschaften zu vermitteln.
Beispiel
- Die Kraniche des Ibykus: Diese Ballade nutzt das Symbol der Kraniche, um die göttliche Gerechtigkeit und die unausweichliche Strafe für Verbrechen zu verdeutlichen.
Zusammenfassend kann man sagen, dass Goethes Balladen eine Feier der Natur und des sinnlichen Erlebens darstellen, während Schillers Balladen von idealistischen und philosophischem Denken geprägt sind. Beide Dichter haben auf damit auf ihre Weise stilprägend zur deutschen Literatur beigetragen.