Goethes Werke - Weltliteratur kennenlernen!
Goethes Werke – dekorativ
Viele, die Johann Wolfgang Goethes Werke ihr Eigen nennen, also die Gesammelten Werke, freuen sich auch über ihren dekorativen Charakter. Bücher mit dem Qualitätssiegel Goethe machen sich gut im Wohnzimmer oder der Bibliothek. Ganz nebenbei verweisen sie auf den Bildungsgrad des Ausstellers, was natürlich rein hypothetisch ist. Denn wie oft kommt es vor, dass ein Werke-Besitzer in dem einen oder anderen Band blättert, und sich fest vornimmt, Goethe endlich einmal zu lesen – es dann aber doch lieber lässt. Der Gründe sind viele.
Goethes Werke – massiv
Das Problem mit Goethes Werken ist, insbesondere mit der Weimarer Ausgabe, der Sophienausgabe in 143 Bänden, dass Johann Wolfgang Goethe der Welt und der Nachwelt beweisen will, dass er uns viel zu sagen hat. Viele Werke, Schriften, Briefe oder Epigramme wie zum Beispiel die Xenien sind heute nur noch für die Goethe-Forschung von Interesse. Die Xenien - ein polemischer Angriff auf die damalige Literaturszene - brauchen viel Hintergrundwissen, um sie zu verstehen.
Auch Goethe-Enthusiasten kommen auf ihre Kosten, wenn sie neben dem Dichter, den Naturwissenschaftler Goethe bewundern. Johann Wolfgang Goethe will mit seiner Farbenlehre wahrhaftig Isaac Newton in die Schranken weisen. Goethes Gedicht Metamorphose der Pflanzen legt die Ergebnisse seiner botanischen Studien dar. Das Text-Fragment Über den Granit wird als Einleitung des nicht geschriebenen Roman über das Weltall interpretiert.
So weit so gut. Aber wo ist bitte für Goethe-Anfänger die geeignete Einstiegsstelle, um dieses Literatur-Massiv zu bewältigen, zu genießen und davon nachhaltig zu profitieren? Eine ausgezeichnete Möglichkeit Goethe zu verstehen und sich dann für andere Werke Goethes zu begeistern, sind seine Gedichte. Hier spricht das Dichter-Herz direkt zu uns, muss sich nicht wie im Roman oder im Drama Protagonisten suchen und diese mit Ideen oder Emotionen ausstaffieren.
Goethes Werke – lose Blätter
Johann Wolfgang Goethes Werke sind am Anfang seiner schriftstellerischen Arbeit lose Blätter. Diese Blätter, meistens Gedichte, zirkulieren im Freundeskreis, werden gelesen, vorgelesen, weitergereicht, abgeschrieben, verbreitet. Das passt zum Sturm und Drang: ungebundene Literatur, die frei sein will. Kaum ist die Tinte getrocknet, da werden die Blätter schon hergegeben, verschenkt oder mit der Eilpost verschickt. Gedichte gegen Geld zu tauschen, erscheint nicht nur dem jungen Goethe ein abscheulicher Gedanke.
Andererseits schmeichelt es natürlich der Eitelkeit des jungen Dichters, wenn die eigenen Texte in Form eines Buches vorliegen. Also frisch ans Werk! Johann Wolfgang besorgt den Druck des Dramas Götz von Berlichingen und des Briefromans Die Leiden des jungen Werther im Selbstverlag - mit Geld vom Vater Johann Caspar Goethe. So wird der Dichter erstens noch bekannter, und zweitens kann er den Raubdruckern das Wasser abgraben. Goethe muss allerdings erkennen, dass es trotz seines großen Namens sehr schwer ist, von der Schriftstellerei zu leben.
Goethes Werke – kurz vor dem Ende
Johann Wolfgang Goethe entschließt sich daher Ende 1775, der Einladung nach Weimar zu folgen und dort Karriere zu machen - vorrangig in der Verwaltung des Fürstentums Sachsen-Weimar. Seine Gesammelten Werke sind bei seiner Ankunft in Weimar schmal und bleiben es gut 10 Jahre danach auch, weil Goethe die literarische Produktion infolge beruflicher Belastung quasi auf Null herunterfährt. Die gelegentliche dichterische Beschäftigung mit dem "Urmeister", dem Romanfragment "Wilhelm Meisters theatralische Sendung", darf mal als einen Gegenentwurf zu Goethes bürgerlicher Existenz am Weimarer Hof interpretieren.
Goethes Werke – gerettet in Italien
Seine Italienreise von September 1786 bis Mai 1788 markiert den Wendepunkt der Goethe’schen Schaffenskrise. Wie mit dem Leipziger Verleger Georg Joachim Göschen vereinbart und durch einen Vorschuss beflügelt (2.000 Taler), nutzt Goethe seine Italienreise, um die Vollendung wichtiger dramatischer Werke, und zwar der Iphigenie auf Tauris, Egmont und Tasso voranzutreiben. Enthalten in Göschens erster Gesamtausgabe der Werke Goethes in 8 Bänden, die zwischen 1786 – 1790 erscheinen, sind auch Faust als Fragment, Wilhelm Meister und eine erste Sammlung der Gedichte.
Die Römischen Elegien, mit denen Goethe seine erotischen Erlebnisse in Rom verarbeitet, dürfen gewissermaßen als eine freie Arbeit gelten. Sie werden in Göschens Gesamtausgabe nicht berücksichtigt und 1795 erstmalig in Schillers Zeitschrift Die Horen veröffentlicht. Die Zeit der verschenkten Blätter jedoch ist vorbei. Goethe will die Zügel in der Hand halten und durchaus mit seinem geistigen Eigentum Geld verdienen.
Goethes Werke – Einkommensquelle
Mit Schillers Frau Charlotte verständigt sich Goethe auf seine Herausgeberschaft der 1.015 Briefe, die zwischen ihm und seinem Freund Schiller hin- und hergegangen sind. Außerdem überzeugt Goethe die junge Frankfurterin Bettina Brentano, dass diese ihm ihre Gesprächsnotizen mit seiner Mutter Catharina Elisabeth Goethe zur Verfügung stellt.
Bevor Brentano eine Biographie Goethes veröffentlichen kann, will Goethe lieber selbst seine eigene Geschichte aufschreiben - unterfüttert mit Informationen aus erster Hand. Die ersten drei Teile der Autobiographie Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit erscheinen zwischen 1811 und 1814. Der vierte Teil nach Goethes Tod 1833.
Aus meinem Leben bringt Goethe 12.000 Taler ein (ca. 180.000 Euro), sein Anteil am Briefwechsel mit Schiller 4.000 bis 5.000 Taler (ca. 75.000 Euro). Für die Ausgabe letzter Hand zahlt Cotta, der Verleger, Goethe schließlich 72.500 Taler, rund 1 Mio. Euro. Es ist das höchste Honorar, das bis dahin in Deutschland einem Schriftsteller gezahlt wurde.
Goethes Werke – nach Gattungen und Erstdruck
Eine Datierung der Werke Goethes nach Entstehungszeit ist nicht immer einfach. Denn es gehört zu den Eigenarten Goethes, begonnene Dichtungen oft jahrelang liegen zu lassen, umzuschreiben, mit Verlegern zu verhandeln, fertigzuschreiben - bis sie endlich in Zeitschriften veröffentlicht oder als Bücher gedruckt werden. Im Folgenden eine Liste der Werke Goethes in zeitlicher Folge und nach literarischen Gattungen geordnet.
Goethes Werke – Weltliteratur, z. B. der Werther-Roman
Bei der Gesamt-Beurteilung der Werke Goethes hört und liest man oft den Begriff „Weltliteratur“. Goethe selbst verstand unter Weltliteratur die Literatur der Franzosen, Italiener, Deutschen, Engländer und Schotten (!), die aus einem übernationalen, kosmopolitischen Geist heraus geschaffen wurde.
Mit dem europäischen Erfolg des Romans Die "Leiden des jungen Werthers" erkennt der junge Goethe staunend die Wirkmächtigkeit seiner Ideen in andere Kulturkreise hinein. In Dichtung und Wahrheit schreibt er: „Die Wirkung dieses Büchleins war groß, ja ungeheuer, und vorzüglich deshalb, weil es genau in die rechte Zeit traf.“
Für Jürgen Busche ist der Goethes Briefroman etwas ganz Besonderes, da ein Mann über eine verschmähte Liebe aus der Sicht eines Mannes schreibt, das hatte es bis zum Werther-Roman noch nicht gegeben.
Marcel Reich-Ranicki erklärt Goethes Werther durch die Aufnahme in seine Kanon-Reihe zu einem derjenigen Romane, die jeder gebildete Deutschsprachige gelesen haben sollte.
Neben Werther, Faust, Reineke Fuchs und dem Roman Wahlverwandschaften zählt auch Goethes Lyrik zur Weltliteratur.