Goethe Live – REZITATion – FRANKFURT AM MAIN

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Goethe: manisch-depressiv?


Zeit seines Lebens zeigte Goethe Verhaltensmuster, die es erlauben, ihn als manisch-depressiven Charakter zu beschreiben. Das Manische war der Motor seiner Kreativität, das Depressive die Quelle seiner Selbstzweifel. Im Folgenden einige Hinweise auf Goethes Werk und Leben, die diese Sicht stützen.


Manische Phase

Energie

Goethe durchläuft Phasen unglaublicher Kreativität und Produktivität. Seinen Bestseller  "Die Leiden des jungen Werthers" schreibt er im Jahr 1774  in nur wenigen Wochen. Phasen wie diese können als Symptome einer manischen Episode gedeutet werden, in denen er extrem energiegeladen und euphorisch war.


Selbstbewusstsein

Infolge mutiger literarischer Experimente (Werther, Götz, Prometheus) und seiner  großen Klappe – als Mitarbeiter der Frankfurter Gelehrten Anzeigen – wird Goethe zum wichtigsten Akteur des Sturm und Drang.

Selbstmarketing ist zwar keine emotionale Kategorie, aber eine Folge seiner speziellen psychischen Disposition. Andere Stürmer & Dränger, zum Beispiel sein talentierter Freund Jakob Michael Reinhold Lenz, wirken gegen Goethe wie Waisenknaben.


Risikobereitschaft

Goethe unternimmt seine berühmte Italienreise (1786 - 1788) ohne allzu große Rücksicht auf berufliche Verpflichtungen und Kosten. Goethes Dienstherr der Herzog Carl-August gewährt Goethe bezahlten Urlaub auf unbestimmte Zeit, da befindet sich Goethe schon seit Wochen (!)  in Rom.

Hyperaktivität

Goethe hatte eine Vielzahl von persönlichen und beruflichen Interessen und wechselt oft und schnell von einem Projekt (Literatur, Administration, Naturwissenschaften, Philosophie, Event-Management) zum anderen. Sein Rede- und Mitteilungsbedürfnis, insbesondere seine intensive Korrespondenz, charakterisiert ihn als Kommunikationsgenie, aber auch als hyperaktive Persönlichkeit – insbesondere die ersten 10 Weimarer Jahre ab 1775.


Depressive Phase

Melancholie

Goethe durchläuft mehrere Krisen, die depressive Schübe zur Folge haben. Ein Beispiel ist die Zeit nach dem Tod seiner Schwester Cornelia im Jahr 1777, die ihn in eine tiefe Melancholie versetzt.


Schlafstörungen

In depressiven Phasen zieht sich Goethe oft zurück und zeigt wenig Interesse an seinen persönlichen Projekten geschweige an Staatsgeschäften. Diese Perioden des Rückzugs und der Schlaflosigkeit werden von seinen Zeitgenossen dokumentiert.


Todesgedanken

Goethe beschäftigt sich immer wieder intensiv mit existenziellen Fragen, besonders in Werken wie "Faust" und "Werther". Der Protagonist in "Werther" begeht schließlich Selbstmord, was auf Goethes eigene geistige Verfassung in der Entstehungszeit des Romans hinweist.

Behandlung

Goethe versucht, sich selbst zu heilen und sein emotionales Gleichgewicht wiederherzustellen: durch Naturheilkunde, spirituelle Praktiken und intensiven intellektuellen Austausch.

Fazit

Obwohl eine Diagnose schwer fällt, können Goethes intensiven kreativen Hochphasen und seine tiefen emotionalen Krisen als Indizien für einer möglichen bipolaren Störung gesehen werden.

Diese Interpretation ist spekulativ.  Dennoch legt Goethes literarisches Werk nahe, dass er sowohl manische als auch melancholische bzw. depressive Phasen produktiv nutzen konnte.